Warum lässt Gott das zu? Warum gibt es in dieser Welt so viel Böses? Wer hat in dieser Welt eigentlich das Sagen? Gott? Der Teufel? Der Mensch? Oder alle miteinander? Wer ist für das Böse verantwortlich? Und was können wir tun? Fragen, die es in sich haben. Fragen, die sich vermutlich auch jeder von uns schon gestellt hat. Und nicht nur in der Theorie, sondern vor allem, wenn es an persönlich schwere Wege geht. Der heutige drittletzte Sonntag im Kirchenjahr und der Predigttext dazu macht diese Fragen zum Thema. Ich lese uns aus dem Lukasevangelium, Kapitel 11, die Verse 14 bis 23: Und er trieb einen Dämon aus, der war stumm. Und es geschah, als der Dämon ausfuhr, da redete der Stumme und die Menge verwunderte sich. Einige aber unter ihnen sprachen: "Er treibt die Dämonen aus durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen." Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber kannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: "Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet und ein Haus fällt über das andere. Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die Dämonen aus durch Beelzebul. Wenn aber ich die Dämonen durch Beelzebul austreiben, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Wenn ein gewappneter Starker seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich. Und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut." Herr, segne dein Wort an uns allen. Amen.
Wenn man in unserer heutigen westlichen Gesellschaft vom Teufel spricht oder gar seine Existenz annimmt, wird man bestenfalls belächelt. Eher noch muss man sich den Vorwurf anhören, Ängste zu schüren und dann mit den Ängsten der Leute hausieren zu gehen. Als Christen glauben wir nicht an den Teufel, sondern wir glauben an Jesus. Aber Jesus und die ganze Bibel führen uns den Teufel als Realität vor Augen, weshalb ich meine, dass auch wir seine Realität nicht verschweigen können. Das heißt nicht, dass ich in Stuttgart auf die Königsstraße stehe und drohe: "Ihr kommt alle zum Teufel und in die Hölle, wenn ihr nicht" usw. Nein, wir laden ein zum Glauben an Jesus, der alles für uns getan hat, und der Mensch geworden ist uns zum Heil und wir machen seine Liebe groß. Und doch, angesichts manch Wildwuchses einerseits und andererseits einer Verdrängung und Verniedlichung des Teufels durch die Werbeindustrie, oder Kleidung bei Halloween oder was weiß ich was alles, sollten wir als Christen auch nicht die Deutungshoheit über das Böse den anderen überlassen. Sondern man braucht meines Erachtens eine gesunde biblische Lehre. Keine Sorge, nicht jeden Sonntag und auch nicht jeden Monat. Wohl aber doch, dass sie da auch da ist und auch dazugehört, weil die Bibel davon spricht. Und dass wir seelsorgerlich wissen, wie umgehen damit und auch sprachfähig sind.
Deshalb mit unserem Predigttext ein erstes: Der Starke kämpft. Unser Predigttext ist kein Lehrkapitel zum Thema Satan, wohl aber eine Erzählung, die deutlich macht: Es gibt sie, die unsichtbare Welt. Es gibt sie, Dämonen, Geister oder hier Beelzebul, der Satan, wie er hier genannt wird. Oder am Ende des Textes: Der Starke. Eine Realität. Und ja, unsere sichtbare Welt ist nicht alles. Die Bibel weiß von einer für uns unsichtbaren Welt, von göttlichen und widergöttlichen Mächten und Gewalten, die wir mit unseren Sinnen nicht zu erfassen vermögen.
Und diese Wirklichkeit der sichtbaren und der unsichtbaren Welt stellt aus geistlicher Perspektive ein Kampfgeschehen dar. Nur: ist der Satan dann an allem schuld? Weshalb kommt es zu Naturkatastrophen? Weshalb sagen Menschen: "Bei mir kommt Gottes Vergebung nicht an."? Warum kommen auch Christen von manch Abhängigkeiten nicht los? Immer wieder die Hartherzigkeit, die durchbricht. Oder der Griff zur Flasche. Wer trägt die Verantwortung für diese oder jene Krankheit, dieser oder jener Dämon? Vorsicht. Vorsicht!
An den wenigen Beispielen wird schon deutlich So einfach ist es mit der Erklärung des Bösen in dieser Welt nicht. Spannend auch im Buch Hiob: Wenn wir dem Buch Hiob die Frage stellen: Woher kommt das Böse? Die ersten beiden Kapitel im Buch Hiob erzählen davon, wie der Satan zu Gott kommt und ihn dazu überredet, Hiob jetzt mit Bösem zu schlagen in der Behauptung, dann fällt er vom Glauben ab. Also, der Satan anscheinend Urheber des Bösen. Aber wenn wir weiter lesen, sagt Hiob: "Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen. Gelobt sei der Name des Herrn." Das heißt, Hiob sagt: Nein, Gott ist der, aus dessen Händen alles kommt, der auch das Böse zulässt. Und wenn man ab Kapitel 3 weiterliest, dann sind es die Freunde, die sagen: "Du, Hiob, bist selber schuld, der Mensch ist schuld. Zitat: "Bedenke doch Hiob, wo ist ein Unschuldiger umgekommen oder wo wurden die Gerechten je vertilgt?" Also deutlich für die Freunde von Hiob: Der Mensch ist selber schuld. Mit dem, was er tut, muss er die Konsequenzen tragen. Also fragen wir das Buch Hiob, woher das Böse kommt, Teufel, Gott, der Mensch, beantwortet Hiob diese Frage nicht. Und Gott beantwortet sie auf seine Weise am Ende des Buches. Wenn er aus dem Wetter-Sturm heraus zu allen Beteiligten spricht: "Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Erkenntnis? Gürte doch wie ein Mann deine Lenden. Dann will ich dich fragen, und du sollst mich belehren: Wo warst du, als..." Und dann zählt Gott auf, wie er die Welt erschaffen hat: Licht und Finsternis, Wetter und Gestirne usw. Und Hiob und allen anderen bleibt nichts, als sich demütig zu beugen. Und auf Gott zu schauen. Wider alles Unverständnis des Leides dieser Welt, sich zu beugen und Gott groß zu machen.
Was heißt das aber jetzt für uns, angesichts von so vielem Leid in dieser Welt und auch so unterschiedlichen Erklärungen dafür? Zunächst eine Erklärung, die muss man sich in guten Zeiten verinnerlichen, weil in bösen Zeiten ist es schwierig. Eine dogmatisch richtige Erklärung, die das Böse dieser Welt schlicht und ergreifend damit erklärt, dass wir in einer gefallenen Welt leben. Mit dem Fall, mit dem Sündenfall wurde die Sünde nicht nur Teil dieser Welt und des Menschen, sondern mit ihr auch Krankheit, Leid und Tod. Man könnte sagen, als Teil dieser gefallenen Welt ist das Böse eine Art geistliches Naturgesetz. Die Welt liegt in einem Sterbeprozess. So lange, bis Gott sie vollendet und einen neuen Himmel und eine neue Erde schenkt. Von dem her braucht es manchmal auch beim Leid dieser Welt ein gewisses Sich-darunter-beugen. Es ist diese Welt und wir ändern sie so schnell in dieser Weise nicht selbst. Dogmatisch richtig. In einer seelsorgerlichen Notsituation natürlich schwierig. Deshalb muss man sich es in guten Zeiten verinnerlichen, in was für einer Welt wir leben.
Und der Satan? Wenn wir in unseren Text schauen: Ja, es gibt ihn. Und er versucht zum Bösen. Hat er schon im Garten Eden gemacht. Bei Hiob, bei Jesus selber in der Wüste. Wie sollen wir mit Satan umgehen? Klare Antwort: Gar nicht. Gar nicht. Denn genau das will er. Adam und Eva hat er in einen Umgang mit sich verwickelt, in dem er sie gefragt hat: "Sollte Gott gesagt haben?" Und dann fanden sie nachzudenken an über das Böse. Und über Gottes Wort und die Welt und fangen an, sich auf ihn einzulassen. Die einzige Option gegenüber dem Teufel ist es, zu fliehen. Nicht diskutieren. Denn darin ist er Meister, und manchmal denke ich, sind wir auch Meister im...