Einleitung Inzwischen schreibt die Geschichte das Jahr 539/538 v. Chr. Daniel – seit 605 v. Chr. in Babylon – ist ca. 80-jährig geworden. Manche Versuchungen und Anfechtungen hat er erlebt. Doch bei all dem ist er unerschütterlich bei Gott geblieben. Diese schwierigen Erlebnisse haben ihn weder verbittert noch selbstgerecht gemacht. Das Geheimnis in Daniels schwierigem, aber doch erfolgreichem Leben war ohne Zweifel seine Haltung Gott gegenüber, die von Ehrfurcht und großer Erwartung geprägt war. Wollen auch wir ein siegesreiches Leben führen, so stellt sich die entscheidende Frage, welche Stellung Gott in unserem Leben einnimmt.
1. Daniels Ehrfurcht vor Gott (Daniel 9, 3-16) Was Daniel von Kindheit an entscheidend geprägt hat und immer noch prägt, ist seine Ehrfurcht vor Jahwe, den Schöpfer Himmels und der Erde und dem Bundesgott Israels. Jahwe, der Gott Israels und der ganzen Welt, hatte mit Israel einen Bund (= einen feierlichen "Vertrag") gemacht, in dem er Israel Heil und Frieden verheißen hatte, wenn sie seinen Willen respektieren würden. Aber in diesem Bund hat es Israel auch das Gericht angekündigt, wenn sie nicht nach seinen guten Geboten leben würden. Daniel betet nun zu Gott uns spricht ihn als "großen und gefürchteten/zu fürchtenden Gott" an (Daniel 9, 4; vgl. Nehemia 9, 32). Damit meint Daniel nicht, dass Gott willkürlich sei und dass wir vor ihm Angst haben müssen. Im Gegenteil: Daniel weiß sich in Gott geborgen. Es ist der Gott Israels, der sein Angesicht über das Volk "leuchten lässt" (vgl. 4. Mose 6, 24-26). Zwei Aspekte kommen damit zum Ausdruck: 1. Gott ist allmächtig und kann machen, was er will. Ihm gehört die ganze Erde. Das führt bei Daniel zur Ehrfurcht und zum Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber. 2. Gott ist heilig und bestraft die Sünde, aber er liebt die Sünder. Er geht mit Israel ins Gericht, weil er ihre Um-kehr sucht, damit die Beziehung zwischen Gott und sei-nem Volk wiederhergestellt wird (vgl. z. B. Daniel 9, 13). Diese zwei Aspekte führen Daniel trotz großem Erfolg zu einer demütigen Haltung und zu einer totalen Auslieferung des Lebens an Gott. Sie führen ihn dazu, dass er in einer demütigen Haltung Gottes Gegenwart sucht. Zwei wichtige Dinge können wir daraus lernen: 1. Nicht der selbstgerechte, selbstgefällige und stolze Mensch kann vor Gott bestehen. Wer glaubt, dass er von Natur aus nicht so ein schlechter Sünder sei, hat Gott in seiner Heiligkeit noch nicht erkannt. Der Maßstab, am dem wir unser Leben messen müssen, ist Gott in seiner Heiligkeit, der Sünde und Stolz (Überheblichkeit) richten muss. Auch der stolze Christ wird immer wieder von Niederlagen geprägt sein, weil er zu sehr sich selbst vertraut. Dabei kann (versteckter) Stolz durchaus auch im Gewand von "Demut" auftreten. Es geht um aufrichtige Demut, wie Jesus von sich sagt, dass er sanftmütig und von Herzen demütig ist (Matthäus 11, 29). 2. Vor Gott auf der Flucht sein und dabei sein Gewissen zu beruhigen, während man weiter in der Sünde lebt, ist kein Ausweg. Wenn wir Gott in seiner Heiligkeit erkennen, werden wir erkennen, dass wir von Natur aus Sünder sind und Vergebung brauchen. Dann können wir von Daniel lernen, dass Gott Sündern, die ihre Sünden bekennen, vollkommen vergibt und wegnimmt, weil er barmherzig ist (vgl. Daniel 9, 9.13; 1. Johannes 1, 9).
Sowohl die Heiligkeit und Gerechtigkeit als auch die Liebe und Barmherzigkeit Gottes werden am Kreuz von Golgatha, an dem Jesus die Sündenschuld aller Menschen auf sich nahm, sichtbar. Darin wird Gottes klares Nein zur Sünde deutlich, aber auch sein klares Ja zum Sünder. Wenn wir erkennen, dass Jesus dort an unsere Stelle gestorben ist, und wenn wir im Vertrauen darauf Jesus um Vergebung bitten und ihn darum bitten, in unser Leben zu kommen, so wird unsere Beziehung zu Gott durch Jesus wieder hergestellt. Wir werden Kinder Gottes. Nach Philipper 2, 9-11 wird sich einst jedes Knie vor dem Herrn Jesus beugen. Wir sind eingeladen, das jetzt schon zu tun. Das schließt mit ein, dass wir unsere Sünden bekennen und die Vergebung durch das Erlösungswerk Jesu im Glauben annehmen. Das führt zur Heilsgewissheit. Stolz hingegen wird unser Leben nicht glücklich machen, sondern nur ruinieren. Jesus ist gerade deshalb gestorben, weil er uns liebt und uns Vergebung schenken möchte. Laden wir ihn ein, in unser Leben zu kommen und uns zu zeigen, wie sehr er uns liebt! Er will unser ganzes Leben lenken, weil er uns lieb hat und weil er sein Leben dafür gegeben hat, um uns für sich zu "erkaufen". Stellt sich die Frage, wie stark unsere Ehre noch im Mittelpunkt steht. Bitten wir Jesus Christus täglich, dass er in unserem Leben immer wichtiger wird und wir selbst immer weniger im Zentrum stehen (vgl. Johannes 3, 30)! Allein eine ganze Auslieferung des...