Bergpredigt, Gerechtigkeit, Gesetz, Gesetzlichkeit, Heuchelei, Hochmut, Pharisäer, Reich Gottes, Stolz Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus! Das Wort Gottes bringe ich Ihnen aus Matthäus 5, 17-20. Wir hören das Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus! Als der Sohn Gottes in Galiläa auftrat, verkündete er das Reich Gottes. Mehr noch: Jesus Christus verkündete nicht nur das Reich Gottes, sondern dieses Reich kam in ihm. In Jesus Christus war die Herrschaft Gottes auf der Erde erschienen. Aber als der Herr auf dem Berg sowohl seinen Jüngern als auch der großen Volksmenge dieses Reich verkündete, stellte sich den Hörern eine Frage: Wie ist das mit dem Gesetz Gottes? Gilt es nicht mehr? Ist es aufgelöst? Hat Jesus es abgeschafft?
Im Blick auf das Gesetz Gottes kamen nicht nur bei den Hörern damals Fragen auf, sondern auch unter Christen heute ist das Thema des Gesetzes Gottes eine umstrittene Frage. Wie ist das bei uns? Denken wir nicht auch manchmal: "Das Gesetz Gottes ist alttestamentlich." Es sei doch eigentlich "gesetzlich", sich an den Geboten Gottes zu orientieren. Nicht selten hört man aus Kreisen oder aus Gemeinden, in denen durchaus die Heilige Schrift als Wort Gottes noch ernstgenommen wird, folgende Gedankenführung: Das Gesetz, das gilt nicht mehr für die Christen. Höre doch einmal auf Römer 6, 14: Die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. Oder man verweist darauf, dass der Apostel Paulus im folgenden Kapitel schreibt: Christen, das sind Menschen, die dem Gesetz gestorben sind: Oder wisset ihr nicht, Brüder, (denn ich rede zu denen, die das Gesetz kennen), dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt? (Römer 7, 1). Gleich darauf schreibt der Apostel: Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, damit ihr eines anderen zu eigen seid, nämlich dem, der aus den Toten auferweckt worden ist, damit wir Gott Frucht bringen (Römer 7, 4). Auch erinnert man an die kurze Aussage in Römer 10, 4: Christus ist des Gesetzes Ende. ... Aha, so folgert man: Das Gesetz ist also zum Abschluss gekommen. Oder blicken wir in den Brief an die Galater: Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, auf dass ich Gott lebe (Galater 2, 19): Da steht es doch: dem Gesetz gestorben! Oder man weist auf Galater 3, 19: Das Gesetz, das war lediglich ein dazwischengekommener Zuchtmeister, und zwar bis Christus kam. Daraus folgert man: Heute hätten Christen nichts mehr mit dem Gesetz zu tun. Es sei für uns abgeschafft. Haben diejenigen, die das Gesetz ablehnen, also Recht? Anscheinend haben sie doch unzweideutige Aussagen des Neuen Testamentes auf ihrer Seite? Oder wie ist das? In unserer Gemeinde hören wir jeden Sonntag zu Beginn des Gottesdienstes einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift als Gesetzeslesung. Nicht immer, aber häufig, werden die 10 Gebote gelesen, manchmal, wie heute, auch ein anderer Abschnitt. Aber noch einmal die Frage: Gilt das Gesetz überhaupt für uns? Halten wir fest: Das Gesetz Gottes ist heute ein umstrittenes Thema.
Dass das Gesetz vor zweitausend Jahren ebenfalls umstritten war, kommt in Matthäus 5, 17-20 zum Ausdruck. Indem der Herr sagt: Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen, blickt der Herr in fragende, gleichsam stirnrunzelnde Gesichter. Es herrschte nämlich bei den damaligen Zuhörern eine feste Überzeugung im Blick auf die Thora. Diese führte zu der Frage: Hat Jesus das Gesetz abgeschafft? Darauf erwidert der Herr unmissverständlich: Bildet euch nicht ein, dass ich gekommen bin, um das Gesetz abzuschaffen.
Wie konnten die Juden überhaupt auf den Gedanken kommen, Jesus hätte das Gesetz abgeschafft? Nun, die Aussage: Meint nicht, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten abzuschaffen steht mitten in der Bergpredigt. In der Bergpredigt - das hatten die Zuhörer inzwischen verstanden - geht es um das in Jesus Christus gekommene Reich Gottes. Unmittelbar bevor Jesus auf den Berg stieg, um die Bergpredigt zu halten, wird uns berichtet, dass Jesus ganz Galiläa durchzog, er lehrte in ihren Synagogen und verkündigte das Evangelium von dem Reich Gottes, und er heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk. Das alles bestimmende Thema in der darauffolgenden Bergpredigt ist dann das Reich Gottes. Wie beginnt die Bergpredigt? Antwort: mit den Glückseligpreisungen. Wenn aber die Glückseligpreisungen für das Reich Gottes charakteristisch sind, dann ist die Frage umso drängender: Was ist mit dem Gesetz Gottes? Der Herr verkündet das Reich Gottes, ohne auch nur ein einziges Mal das Gesetz überhaupt zu erwähnen. Das Reich Gottes also ohne die Thora? Die Juden waren mit dem Gesetz aus ihren Synagogengottesdiensten vertraut. Aber bei Jesus...